LowCarb ist für mich seit Jahren die unkomplizierteste Art, in Form zu bleiben oder ungewünschte Kilos loszuwerden. Aber geht das auch während der Stillzeit?
Vielleicht hat sich die ein oder andere von euch – oder eure Freundin, Ehefrau oder Schwester – das auch mal gefragt. Deshalb teile ich mit euch, was ich in den vergangenen 12 Wochen nach Geburt meiner zweiten Tochter dazu herausgefunden habe.
Das Wichtigste vorweg: Von Diäten halte ich nichts.
In der Schwangerschaft und Stillzeit sind sie, wie ich bei meinen Recherchen immer wieder gelesen habe, eh tabu. Aber auch über die Stillzeit hinaus bringen sie im Bestfall eine zu schnelle Gewichtsabnahme mit einem deftigen Jojo-Effekt als krönenden Abschluss, der noch mehr Kilos beschert, als vorher schon auf den Rippen waren. Wenn ihr wirklich dauerhaft einen Effekt erzielen wollt, hilft nur eine grundsätzliche Ernährungsumstellung. LowCarb in Kombination mit Paleo hat bei mir schon vor der Schwangerschaft immer den besten Effekt erzielt, überflüssige Pfunde loszuwerden und mein Gewicht zu halten.
Habt ihr auch immer wieder gehört, dass die Pfunde beim Stillen von ganz alleine purzeln?
Nach meiner ersten Schwangerschaft und der darauf folgenden Stillzeit habe ich daran geglaubt und habe alles gegessen, worauf ich Lust hatte. 12 Monate nach der Geburt hatte ich die Quittung: Knapp 10 Kilo mehr auf der Waage als kurz nach der Geburt. Hilfe! Warum hat das nicht funktioniert? Ich habe doch gestillt wie ein Weltmeister. Im Nachhinein betrachtet war der Grund einfach: Während ich kurz vor der Geburt kaum noch Platz im Bauch hatte, größere Mengen zu essen, hatte ich nach der Geburt das sprichwörtliche „Loch im Bauch“ – unendlich viel Platz für den Magen. Kombiniert mit unendlich viel Hunger, denn allein für’s Stillen steigt der Kalorienbedarf, aber auch die Strapazen der Geburt muss der Körper erst einmal ausgleichen. Den ‚weisen‘ Spruch im Ohr „Beim Stillen purzeln die Kilos von allein“ wurde ich unvorsichtig. Ich aß alles, wonach mir gerade war. Mit Zeit- und Schlafmangel, den die Stillzeit nunmal so mit sich bringt, waren das in der Regel haufenweise schnell greifbare Kohlenhydrate und Zucker: Müsli. Brot, Nudeln, Schokoriegel. Ich brauchte schnell verwertbare Energie! Und das in großen Mengen, schließlich hatte ich viel Platz im Bauch. Im Nachhinein kann ich darüber lachen, aber ich habe danach tatsächlich 2 Jahre gebraucht, den ungewollten Müsli-Brot-Nudeln-Schokoriegel-Effekt wieder loszuwerden.
Nach meiner zweiten Schwangerschaft wollte ich es anders machen. Und bin jetzt nach 12 Wochen auf einem richtig guten Weg.
Wie 2 klassische Tage bei mir aussehen? Ich habe mein Essen einfach mal 2 Tage für euch mitfotografiert und ein Express-Rezept-Fototutorial für eure Stillzeit daraus zusammengestellt. Hier seht ihr schonmal die Sneak-Preview zum Vorfreuen. Und Donnerstag geht es los! Ich poste ab 09.08.2018 zwei Tage lang mein Frühstücks-, Mittags-, Kaffee- und Abend-Rezept auf Instagram mit allen Details, die ihr braucht, um LowCarb während der Stillzeit einfach mal mit mir zusammen auszuprobieren.
Vorbereitend erfahrt ihr jetzt alles Wichtige drumherum. Das müsst ihr dabei während der Stillzeit beachten:
LowCarb bedeutet nicht NoCarb!
Ersetzt leere Kohlenhydrate aus Weißmehlprodukten und raffinierten Zucker durch wertvolle Kohlenhydrate aus Gemüse und Obst. Die Menge des verzehrten Gemüses ist dabei nahezu egal, es soll ja keine Diät werden. Ganz im Gegenteil: Das Phänomen „Viel Platz im Bauch + Riesenhunger wegen erhöhten Energiebedarfs“ ließ natürlich auch nach der zweiten Geburt nicht auf sich warten. Ich persönlich muss also einfach viel essen, um ein zufriedenstellendes Sättigungsgefühl zu erreichen.
Neben unbegrenztem Verzehr von Gemüse, Salaten, Kräutern und den meisten Obstsorten setze ich während der Stillzeit auch immer mal wieder auf SlowCarbs: Das sind Kohlenhydrate, die langsam verstoffwechselt werden und den Blutzuckerspiegel nicht in die Höhe schnellen lassen. Denn Energie braucht eine stillende Mutter auf jeden Fall, aber eben in der richtigen Form.
Süßkartoffeln und Kürbis sind meine absoluten Favoriten, aber auch die gute alte Kartoffel ist in Maßen eine gute Wahl.
Bei klassischem Gemüse sind keine Grenzen gesetzt, von Zucchini bis Mangold, Paprika, Tomaten, Blumenkohl oder Brokkoli – wenn es euch gut tut und euer Kleines nicht mit Beschwerden wie Blähungen oder einem wunden Po zu kämpfen hat, dann esst davon so viel ihr wollt. Das gleiche gilt für Obst – Bananen natürlich wegen ihres sehr hohen Kohlenhydratgehalts in Maßen und nicht allzu reif, aber Beeren, Melonen, Äpfel & Co. sind immer ein perfekter Ersatz für gezuckerte Müsliriegel und Schokolade.
Wertvolle Eiweiße und Fette
Eine Hand voll Nüsse und Schalenfrüchte, wie Cashews, am Tag versorgt euch mit wichtigen Mineralstoffen, Eiweiß, guten Fetten und bewahrt euch vor Heißhunger. Aber denkt daran: Erdnüsse sind keine Nüsse, sondern nicht-Paleo-konforme, also für den Körper nicht optimal verwertbare, Hülsenfrüchte, und sollten schon allein wegen ihres Allergiepotentials für’s Kind während der Stillzeit vom Speiseplan gestrichen werden.
Als Flexitarier esse ich zum Gemüse gerne immer mal Huhn oder Pute aus Bio-Freilandhaltung, Fisch und ab und zu Rind aus grasgefütterter Weidetierhaltung.
TIPP für Vegetarier und Veganer:
Da ich Fleisch grundsätzlich nur als Beilage einplane, lassen sich die Rezepte auch vegetarisch zubereiten.
Eine vegane LowCarb-Ernährung während der Stillzeit erscheint mir allerdings leider nicht sinnvoll, euch würden bei einer LowCarb-Ernährung mit Paleo-Einschlag einfach zu viele Eiweißquellen fehlen, sodass ich bei veganer Ernährung auf LowCarb während der Stillzeit verzichten würde.
Ein oder zwei Eier zum Frühstück versorgen euch, wie auch Fleisch und Fisch, mit wichtigen Eiweißen – aber übertreibt den Eiweißkonsum nicht übermäßig, da ein Zuviel an Eiweiß in der Muttermilch eurem Kleinen nicht gut tut.
Und wie schaut es mit Milchprodukten aus? Hat euer Baby keine Probleme, die sich über die Haut oder durch Blähungen bemerkbar machen, halte ich persönlich sehr viel davon, während der Stillzeit auch Milchprodukte zu essen. Das ist nicht wirklich Paleo-konform, aber um es Paleo-freundlicher zu gestalten, setze ich vor allem auf Ziegen- und Schafskäse, sowie (laktosefreien) Naturjoghurt aus Kuhmilch oder Butter und Ghee zum Kochen. Joghurt mit Nüssen und Beeren ist übrigens ein fantastischer Eisbecherersatz. Oder ihr püriert einfach tiefgefrorene Beeren mit einem Klecks Joghurt und zaubert ein erfrischendes Eis.
Heißhunger
Habe ich das Gefühl, dass ich mal nicht ausreichend satt werde, esse ich gerne eine Extra-Portion SlowCarbs, wie geröstete Süßkartoffeln mit einer herrlich cremigen Guacamole aus Avocados. Glaubt es mir, da hat Heißhunger keine Chance. Da werde sogar ich satt.
Wenn’s übrigens ab und zu doch mal Brot sein soll: Wie wäre es mit einem Brot aus reinem Hafer? Das ist mittlerweile auch aus glutenfrei zertifizierter Produktion im Handel erhältlich und gehört – wenn es dann doch mal Getreide sein soll – zu den gesündesten Alternativen.
Der Erfolg dieser Form der LowCarb-Ernährung macht sich nur langsam bemerkbar. Und das ist gut so.
Blendet die allerersten Wochen nach der Geburt per se schon einmal aus und verschwendet in dieser Zeit nur wenig Gedanken daran, was ihr esst, Hauptsache ihr werdet satt und fühlt euch einigermaßen wohl. Die ersten 7 Wochen nach der Geburt habe ich allein gebraucht, um mich wieder fit genug zu fühlen, im normalen Tempo spazieren zu gehen und Treppen zu steigen und war für alles Essbare dankbar, das ich ohne großen Aufwand kriegen konnte.
Nach diesen sieben Wochen (und es kann kein Zufall sein, dass das Wochenbett eben genau diese 7 Wochen andauert) habe ich von allein gemerkt: Jetzt kann ich es. Ab jetzt hab‘ ich die Energie, mich darum zu kümmern, dass ich meinen Energiebedarf mit Lebensmitteln decke, die mir wirklich gut tun. Ich hatte dann nach 2 Wochen LowCarb mit viel Gemüse, Obst, Geflügel, Fisch, Eiern, Nüssen und ausgewählten Milchprodukten tatsächlich ein halbes Kilo weniger auf der Wage und war damit völlig zufrieden. Weitere 3 Wochen später ist es nun insgesamt etwas mehr als ein Kilo weniger. Fantastisch!
Mein Körper hat immerhin 9 Monate gebraucht, um sich auf die Schwangerschaft einzustellen – nun gebe ich ihm auf jeden Fall auch mindestens 9 Monate Zeit, wieder zur alten Form zurückzukehren. Ein positiver Nebeneffekt hat sich bei mir bereits nach 3 Wochen eingestellt: Trotz dessen, dass ich so große Mengen esse, dass selbst meine Mama mehr als skeptisch war, ob ich so jemals zur alten Form werde zurückkehren können, wird der Heißhunger tatsächlich immer weniger. Das Loch-im-Bauch-Gefühl verschwindet langsam. Und ich fühle mich richtig wohl. Meine Kleine übrigens auch – und das ist für Mamas natürlich das Wichtigste: Sie wächst und gedeiht und hat mit Sicherheit deutlich mehr von der Muttermilch, wenn Mama ihr als Grundlage Gemüse-Obst-Geflügel-Fisch-Eier-Kräuter-Nüsse-Milchprodukte statt Müsli-Brot-Nudeln-Schokoriegel bieten kann.
Also, ja! Stillen und LowCarb passt für mich auf diese Art ganz fantastisch zusammen! Schaut Donnerstag auf Instagram bei mir vorbei und lasst es uns gemeinsam ausprobieren, ich freu‘ mich auf euch!