Rezept ’n Portrait: Auf ein ungarisches Gulasch mit Emőke & Máté

Essen verbindet. In meiner neuen Blogrubrik „Rezept ’n Portrait‘ stelle ich euch ganz wunderbare Menschen vor, die mich alle auf ihre Art inspiriert haben. Menschen, die wie du und ich Teil unserer deutschen Gesellschaft sind – aber ursprünglich aus einem ganz anderen Land stammen. Sie alle leben Integration aus vollem Herzen und tiefster Überzeugung – haben sich aber auch Liebgewonnenes aus ihrem Heimatland bewahrt. Wie Rezepte mit ihren unverwechselbaren Geschmäckern und Düften, die sie hier gemeinsam mit ihrer Geschichte mit uns teilen.

Auf ein echt ungarisches Gulasch mit Emőke und Máté

Echtes ungarisches Gulasch ist – wer weiß es? – genau! eine Suppe und keine Fleischsauce. Diese vereinfachte Version gelingt besonders leicht mit wenigen Zutaten.

Zutaten für 4 Portionen:

  • 500 g Gulasch vom Rind (oder Schwein), vegane Alternative: Jackfruit
  • 2 Paprika
  • 1 Zwiebel
  • 300 g mehligkochende Kartoffeln
  • 1 TL Paprikapulver rosenscharf
  • 1 TL Paprikapulver edelsüß
  • 1 TL Majoran
  • 2 EL Butterschmalz oder Olivenöl
  • Salz nach Belieben
  • wahlweise ein Schuss Rotwein

Zubereitung:

Schmalz oder Öl in einem Topf erhitzen. Fleisch dazugeben und kurz anbraten, Zwiebeln hinzufügen und anbraten. Paprika waschen und in Streifen schneiden, Kartoffeln schälen und würfeln.

Hitze reduzieren und dem Fleisch Paprikapulver, Salz und Majoran untermengen. Paprika und Kartoffeln hinzugeben, mit etwas Wasser oder wahlweise mit einem Schuss Rotwein ablöschen. Köcheln lassen, etwas Wasser nach Belieben hinzugeben und ca. 30 Minuten bei kleiner Hitze abgedeckt köcheln lassen, bis das Fleisch zart ist.

Zu Besuch bei Máté (links) und Emőke (mitte) mit ihren Wirkungsstätten im Hintergrund: Der Buchhandlung kleingedrucktes* und – im Fenster erkennbar – dem Theater Erfurt.

Bei einem guten Gulasch lässt es sich ganz besonders gut plaudern:

Was hat euch beide denn nach Deutschland geführt?

Máté: Ich bin 2002, nach dem Abschluss meines Studiums in Budapest, nach Erfurt gekommen. Der damals neue Intendant des Theaters hat mir eine Stelle im neuen Ensemble angeboten. Die habe ich gerne angenommen und bin zunächst allein nach Erfurt gezogen.

Emőke: Máté und ich kennen uns schon aus der Grundschule, haben uns aber viele Jahre nicht gesehen. 2006 haben wir uns in Budapest wieder getroffen. Als wir uns entschieden zusammenzuziehen, fiel die Wahl statt Budapest auf Erfurt. Ich habe in Ungarn meinen Job gekündigt und lebe seit nunmehr 13 Jahren hier. Also, um auf die Frage zu antworten, mich hat die Liebe nach Erfurt geführt.

Welche Herausforderungen warteten auf euch in der ersten Zeit?

Máté: Ich musste und wollte die Sprache richtig lernen. Dazu hatte ich zum Glück viel Hilfe von meinen Kollegen im Theater, sie haben mich in den ersten Jahren ständig korrigiert. Außerdem musste ich Erwachsen werden. Bis dahin habe ich bei meinen Eltern gewohnt. Auf einmal war ich in einem fremden Land und musste lernen, wie man eine Waschmaschine bedient und Steuern bezahlt.

Emőke: In der ersten Zeit war ich in ein Vakuum geraten. Trotz Studienabschluss keine Arbeit, keine Familie, keine Freunde. Ich habe einen Sprachkurs gemacht, nach und nach die Stadt erkundet. 2008 war ich schon mit unserem ersten Sohn schwanger. Von da an hatte ich reichlich zu tun.

Was machst du heutzutage?

Emőke: Ich habe im Frühjahr 2017 einen Traum verwirklichen können und habe die Buchhandlung kleingedrucktes* im Brühl eröffnet. Das war ein Wagnis, aber der Mut hat sich ausgezahlt. Wir haben unser Stammpublikum, die Kunden kommen sehr gerne zu uns. Die Familie (mittlerweile haben wir zwei Söhne) und die Bücher füllen mein Leben aus.

Máté: Bei mir ist es weniger spannend, ich arbeite nach wie vor am Theater, das aber mit großer Lust!

Begegnet euch das Thema Migrationshintergrund im Alltag? Wenn ja, wie?

Máté: Das Theater ist so international, wie ein Arbeitsplatz nur sein kann. Anderssein ist bei uns zum Glück überhaupt kein Thema.

Emőke: Da die Buchhandlung auch eine ausgewiesene Ecke für ungarische Literatur hat und wir auch ungarische Weine und Schokolade verkaufen, werde ich oft darauf angesprochen. Allerdings fast immer mit anerkennenden Worten, beziehungsweise erzählen viele Erfurter von früher, als sie in Ungarn am Balaton Urlaub machten.

Fühlt ihr euch angekommen?

Máté und Emőke: Auf jeden Fall. Die Kinder sind hier geboren, gehen hier zur Schule, wir haben viele Freunde gewonnen. Erfurt ist unser Zuhause.

In welcher Sprache träumt ihr nachts?

Máté: Da ich jeden Tag 8-9 Stunden deutsch kommunizieren muss, träume ich zwangsläufig deutsch.

Emőke: Unterschiedlich. Ungarisch bleibt meine Muttersprache, aber ich lese sehr viel auf Deutsch, da ist es selbstverständlich, dass die Eindrücke nachts weiterarbeiten.

Welchen Teil der ungarischen Kultur habt ihr euch hier in Deutschland erhalten?

Máté: Huhh, schwierige Frage. Vielleicht bin ich etwas gelassener, als manche Deutsche. Ich bin ganz schlecht im Planen.

Emőke: Unsere Muttersprache. Zuhause sprechen wir ungarisch. Die ersten Bücher, die ich meinen Kinder vorgelesen habe, waren auch ungarische Märchen.

Was schätzt ihr besonders an typisch deutschen Normen und Werten? Und: Gibt es typisch deutsche Verhaltensregeln, die euch schwer fallen?

Máté: Ich schätze Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sehr!

Emőke: Genau diese deutsche Einstellung schätze ich auch sehr. Und ich mag das Land, was gut funktioniert.

Begegnen euch im Alltag auch nicht gut integrierte Ausländer? Wenn ja: Was denkt ihr dann?

Máté: Integration beginnt bei der Sprache. Die meisten, die nicht gut integriert sind, leben in einer Enklave von Landsleuten. So brauchen sie die Sprache nicht zu lernen, begegnen dem deutschen Alltag kaum. Das ist ein Fehler.

Essen verbindet. Was ist euer persönliches Lieblings-Rezept, das ihr gerne für Freunde kocht?

Máté: Ich mache oft und gerne einen ungarischen Gulasch. Gegen alle anderen Meinungen ist das ganz einfach. Man darf es nur nicht selber schwer machen! Fleisch, Zwiebeln, gute Gewürzpaprika, Tomaten, Paprika, ein paar Gewürze, Rotwein und viel Geduld.

Emőke: Ich werde (auch von den eigenen Kindern) oft gefragt, ob ich Palatschinken machen könnte. Bei Festen, Picknick sind sie immer ganz schnell aufgegessen.

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade #bloggersindbunt. Wie ich zu der Idee für „Rezept ’n Portrait“ kam, erfahrt ihr hier.

Wollt ihr auch bei #bloggersindbunt mitmachen? Die Blogparade läuft bis 15. Januar 2020, Details findet ihr hier.

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