80 % reichen doch auch! Paläo Realo & mein Freund der Wildreis

Irgendwie habe ich echt Freude daran, die Grenzen des Möglichen auszuprobieren. Vor allem wenn es um Ernährung geht, denn eine Ernährung, die wirklich glücklich macht, darf nicht dogmatisch sein. Sonst geht der Spaß am Essen verloren.

Zum Einen heißt das: Ausgrenzen muss echt nicht sein. Zu Besuch bei Freunden oder bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch kann man von seiner selbst auserkorenen idealen Ernährungsform doch auch mal eine Ausnahme machen. ‚Food-Socializing‘, trifft es ganz gut. Und auch sich selbst muss man keine allzu dogmatischen Grenzen setzen, sondern auf den Körper hören, wenn er ausnahmsweise das Bedürfnis nach etwas hat, das eigentlich nicht erlaubt wäre. Selbst wenn es am Ende nur die Seele befriedigt, hat man sich mit der Ausnahme trotzdem etwas Gutes getan. Vorausgesetzt, der Körper verträgt es. Mir würde nicht im Traum einfallen, von meiner gluten- und laktosefreien Ernährung abzuweichen, denn besonders ’socializing‘ ist es nicht, wenn man den Rest des Abends im Bad und die folgenden Tage mit Krämpfen und anderen Beschwerden verbringt. Aber zurück zu den Ausnahmen, die Freude machen:

Als Flexotarier fällt es mir grundsätzlich leicht, in meiner Ernährung flexibel zu bleiben, das liegt ja in der Natur der Dinge. Nichts desto trotz: Auf aktuellem Stand halte ich meine Paläo-Testwochen nun schon 9 Wochen durch – ohne ‚flexotarisch‘ abzudriften – und bin damit richtig zufrieden. Vor allem auch deshalb, weil ich die erfrischend entspannte Richtung der Paläo Realos entdeckt habe, deren Grundprinzip es ist, dass 80 % Paläo – frei nach Pareto – doch auch vollkommen ausreicht. Das können Kompromisse sein, Ausnahme-Tage – oder ganz fantastische Grauzonen-Lebensmittel: Sei es ein guter Bio-Speck, der zwar mehr oder weniger industriell hergestellt, ansonsten jedoch relativ naturbelassen ist, seien es ausgewählte Milchprodukte, wie Butter oder Ziegenkäse – oder, der Favorit meiner Ausnahmeliste: Wildreis.

Tatsächlich ist Wildreis kein Reis – sondern der Samen eines Wassergrases, der den indianischen Ureinwohnern Kanadas schon seit Jahrtausenden als wichtige Nahrungsquelle dient. Auch aus ernährungsphysiologischer Perspektive ist Wildreis spannend, denn er enthält mit rund 14 % doppelt so viel Eiweiß wie klassischer Reis, die essentiellen Aminosäuren Arginin, Isoleucon, Lysin, Methionin, Phenylalanin und Valin sowie Vitamin B2 und Eisen. Leider stören die – nicht nur in klassischem Getreide sondern auch in Pseudogetreide, wie Wildreis, Quinoa, Amaranth und Buchweizen, enthaltenen – ‚Anti-Nährstoffe‘ ein wenig: Lektine, Saponine, Phytinsäure und Protease-Inhibitoren erschweren die Aufnahme wichtiger Inhaltsstoffe. Im Grunde eine ganz intelligente Erfindung der Natur, die als eine Art natürliches Pflanzenschutzmittel die Freude am Verzehr der Samen dämpfen soll.

Die Paläo Realos haben aber für sich entschieden, dass das Verhältnis von Nachteil zu Nutzen doch für den Verzehr des wertvollen Wildreises spricht, sodass ich den nussigen Pseudoreis in Maßen mit Freude in mein Ernährungsrepertoire aufgenommen habe.

Okay, genug Hintergrundwissen, jetzt wird gegessen! Hier mein aktuelles Lieblingsrezept:

Gebackener Chicoree auf Wildreis

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